Eine Klause war der Grundstein für die Kirche in Driesch
Vielen ist diese alte, ehrwürdige und früher viel besuchte Wallfahrtsstätte nicht bekannt. Der Ursprung der Kirche liegt in der Zeit, als die Wallfahrtskirche in Klausen erbaut wurde, um das Jahr 1441. Urheber der Kirche ist ein frommer Eremit mit Namen Nicolaus Helmis.
Der Bau wurde durch Schenkungen und Stiftungen vornehmlich hochadlig tierischer Ritter, ermöglicht. In einer Urkunde vom 28. Oktober 1477 heiß es, dass Ritter Gotthard Haust zu Ulmen eine Stiftung von vier Malter Korn im Werte von 100 rheinischen Gulden an die ,,Kirche Unserer Lieben Frau" zu Driesch verkauft hat.
Mit dem Kirchbau wurde vermutlich um das Jahr 1478 begonnen, das belegt auch ein Schlussstein im Chor, vollendet wurden die Arbeiten im Jahre 1496. Zum Dank an die ersten Stifter wurden 14 Wappen, als Schlusssteine im Gewölbe angebracht.
Nach der Fertigstellung 1496 übertrug man die Betreuung der Pilger und des Heiligtums einem Rektor, der seinen Sitz in Driesch nahm. Das Rektoratshaus, die sogenannte Klause, stand in der Nähe der Kirche. (heute Unterdorfstraße 17) In der Kirche standen fünf Altare, was dafür spricht, dass in jener Zeit bereits ein großer Wallfah-rerstrom zu verzeichnen war.
Das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes war in einer Chornische untergebracht, hatte aber noch keinen eigenen Altar.
Die umfangreiche Chronik weiß zu berichten, von der wechselvollen Geschichte der Kirche und des Dorfes. Von Plünderungen und Brandschatzung (1635) und Raubkriegen des frz. Königs Ludwig XIV (1672). Während der Französischen Revolution wird die Kirche geplündert und verliert durch die Verwaltungsreform Frankreichs ihre Selbständigkeit.
Am 18. August 1687 ereignete sich ein großes Unglück. Die Kirche wird von einem Blitzschlag getroffen. Durch den großen Brand wurde der großartig gestaltete Turm, er hatte eine umlaufende Galerie mit vier Ecktürmen die ca. 4,50 m hoch waren, zerstört. Das Dach des Schiffs brannte bis auf das obere Mauerwerk ab. Zum Glück wurde das Gnadenbild durch alle Wirren der Zeit bis in unsere Tage unversehrt gerettet.
Besondere Erwähnung die sich um den Wiederaufbau und den Erhalt der Kirche verdient machten, waren die Rektoren Johann Sander (1681-1691), Matthias Binz (1691-1717) beide aus Driesch stammend, und im späteren Verlauf Johann Gerhardt (1745-1793) aus Strotzbüsch. Johann Wilhelm Schwenken (1733-1829) aus Gevenich war 1794 der letzte Rektor der Kirche.
Die Orgelempore wurde 1750 errichtet, und 1751 lieferte der Orgelbauer Johann Theodor Claus aus Cochem, Schüler der bekannten Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhaunen-Sulzbach, eine Orgel für die Wallfahrtskirche. Ursprünglich jedoch stammte das Werk von Baltasar König aus Münstereifel, die alten Orgelpfeifen tragen sein Zeichen.
1755 errichtet der Bildhauer Johann Heinrich Nilles aus Wittlich für 77 Reichstaler einen Kreuzweg mit 14 Stationen aus rotem Sandstein, die um die Kirche aufgestellt wurden. Zwei davon sind noch im Original erhalten. Einige wurden 1988 vom Lutzerather Bildhauer Rudolf Müller naturgetreu restauriert und teilweise ganz erneuert.
Die Wallfahrtskirche Mater Dolorosa wurde 1984 unter den Schutz der Haager Konvention gestellt.
Die Kirche besitzt heute vier Glocken aus Bronze, die in einem 2014 neu errichteten Holzglockenstuhl untergebracht sind. Die Älteste aus dem Jahr 1496 und wiegt 755 Kilogramm. Die Glocke 2 wurde 1692 gegossen, und wiegt 488 Kilogramm. Durch eine private Spende wurden 2014 aus der profanierten Kirche St. Marien, Bernkastel-Kues zwei Glocken hinzu erworben. Beide wurden 1969 von Johannes Mark, Brockscheid gegossen: Glocke 3 wiegt 295 Kilogramm und die Glocke 4 schlägt mit noch 180 Kilogramm zu buche.
Dem Besucher der Kirche fallen zwei Dinge besonders auf, wenn er die Kirche betritt.
Dies sind das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes (Pieta) und der Bitter-Leidens-Altar. Die Pieta stand ursprünglich in einem kleinen Heiligenhäuschen am Wegesrand bei Driesch. Woher die Pieta stammt, und wer der Bildhauer war ist nicht nachzuweisen. Feststehen dürfte, dass die Arbeit aus der 2.Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Bis etwa 1750 befand sich das Gnadenbild in einer vergitterten Nische an der Südwand des Chores, später kam es in einen dafür errichteten Holzaltar. 1952 wurde das Gnadenbild vor dem Mittelpfeiler aufgestellt. Behielt auch nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten in den Jahren 1971/72 seinen Ehrenplatz, bekam jedoch eine andere Aufstellung in Form eines steinernen Löffelkreuzes. Die Pieta und der Bitter-Leidens-Altar fügen sich Harmonisch in das Gesamtbild des Kircheninneren ein.
Wertvoll ist der Bitter-Leidens-Altar, der die volle Höhe des Südchores einnimmt. Er ist barock, überreich an Schnitzereien und baut sich in drei Aufsätzen und elf Hochreliefs auf. Beachtung verdient, welche handwerkliche und körperliche Leistung allein in dem ganz aus Holz geschnitzten Altarwerk von solch riesigen Ausmaßen steckt. Schnitzer des Altares soll der Bauernschreiner Bartholomäus Hammes aus dem nahen Ort Alflen sein, der dieses Meisterwerk etwa um 1670 geschaffen hat. Schriftliche Aufzeichnungen über die Entstehung des Werkes und das Lebensschicksal seines Erbauers sind bisher leider nicht bekannt geworden.
Ohne Übertreibung zählt der Altar noch heute zu den schönsten und eindrucksvollsten Barock-altären im Rheinland. Die Figuren sind aus Eichenholz und zeigen die Leidensstationen Christi. Die beiden Hauptteile in der Mitte des Altares zeigen die Kreuzigung und die Kreuzabnahme. Direkt über dem Tabernakel befindet sich die Grablegung. Durch gewundene Ranken und mit Eicheln bedeckte Säulen werden die einzelnen Stationen abgesetzt beziehungsweise verbunden. Das Gesamtbild des Altares übt einen großen Eindruck aus. Aber erst wenn wir den lebendig dargestellten einzelnen Szenen nachgehen, erschließt sich seine ganze Aussagekraft.
1868/69 werden Schäden an der Kirche beseitigt und im Zuge dieser Maßnahme auch Arbeiten am Bitter-Leidens-Altar vorgenommen. Die alte farbliche Fassung, vormals in abgestimmten Farben unter Verwendung von Gold und
Silber wird, heute unvorstellbar, steingrau, übermalt. In den Jahren 1941/42 wurde der Altar völlig restauriert, da er sehr stark vom Holzwurm befallen war, und die alte farbliche Fassung wurde wieder freigelegt. Im Zuge der Kirchenrenovierung, nach einem Brandschaden 2013/15, werden Teile der Bemalung und der Reliefarbeiten mit leichten Retuschen und einer dezenten Aufarbeitung der Goldarbeiten auf den jetzt sichtbaren Zustand gebracht.
Quellen:
Die Bau -und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Regierungsbezirk Coblenz von Paul Lehfeld 1886, S. 244-246
Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem von Ernst Wackenroder, Deutscher Kunstverlag 1959, S.235 ff
Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell von Alfons Friederichs, S. 47 ff
Stadtarchiv Trier, Bestand Hs 2506 / 676
Stadtarchiv Trier, Die Marianische Kapelle zu Driesch, Johann Müller, Heft 16, S. 53 ff
Pfarrarchiv von Pfarrer Alfons Wolff 1984.
Text und Fotos:
Hans-Joachim Lui
Seit 2015 und auch während seiner ehrenamtlichen Ausbildung zum Kirchenführer, beschäftigte er sich mit der Geschichte und Chronik der Wallfahrtskirche "Mater Dolorosa" zu Lutzerath-Driesch. Hierzu veröffentlichte er auch einige Zeitungsberichte. Die Redaktion Pfarrei Hl. Elisabeth Zwischen Endert uns Üß